Leider erreichte die Schiedsrichtergruppe Schwäbisch Gmünd die traurige Nachricht, dass Walter Rupp vom TSV Mutlangen am 04. August 2022 im Altern von 95 Jahren verstorben ist. Mit ihm verliert die Schiedsrichtergruppe den ältesten und langjährigsten Kameraden.
Lange ist es her das Jahr 1955, als Theodor Heuss Bundespräsident war, Konrad Adenauer Bundeskanzler, Rot-weiß Essen deutscher Fußballmeister und der Karlsruher SC Pokalsieger wurde. Walter Rupp legte in diesem Jahr, genauer gesagt am Samstag, den 29.10.1955 die Schiedsrichterprüfung im Alter von 27 Jahre ab. An der Prüfung im Gasthaus Lamm in Schwäbisch Gmünd nahmen drei Anwärter teil, von denen zwei die Prüfung bestanden.
Sein erstes Spiel als Schiedsrichter zwischen den Aktiven des FC Normannia Gmünd II und dem FC Durlangen leitete er gleich am darauffolgenden Tag. Das Endergebnis von 5:3 hatte er bis zuletzt nicht vergessen und sogar seine Einteilungskarte aufgehoben. Damit er sein erstes Spiel überhaupt pfeifen konnte musste er zuerst den damaligen Besitzer des Gmünder Sportgeschäfts Schoell zu Hause aufsuchen, um sich noch Schiedsrichter-Kleidung kaufen zu können.
Schiedsrichter wurde er deshalb, da ein Reserve-Schiedsrichter bei einem Spiel seines TSV Mutlangen, wo er selbst mitspielte, so schlecht war, dass er dachte, dass er es selbst besser machen kann. Voraussetzung war für ihn allerdings, dass er ein Auto hat, weshalb er sich zuvor einen gebrauchten VW Käfer kaufte.
Er war Schiedsrichter bis zur damaligen A-Klasse (heute Bezirksliga) und kam durch sein Auto damals bis nach Ditzingen und Höfingen, einem Stadtteil von Leonberg, was in dieser Zeit sehr weit war. In der Beobachtung war er selbst nur ein Jahr. „Da wird mit zu viel Schmuh getrieben“, so seine Erkenntnis. Nach einer kurzen Pause machte er dennoch als Schiedsrichter weiter, da er den Sport für sich selbst ausübte, wie er resümierte. Von 1973 bis 1993 war er zudem als Schiedsrichter-Beobachter eingesetzt und hat dabei weit über 200 Schiedsrichter beobachtet.
Sein letztes aktives Spiel leitete im November 1996. Somit war er 42 Jahre als Schiedsrichter aktiv auf den Plätzen unterwegs und hatte dabei zusammen mit seinen Beobachtungen insgesamt über 1.200 Spieleinsätze, was in dieser langen Zeit pro Saison rund 30 Spiele ausmacht.
Als besonderer Einsatz galt im Jahr 1970 ein Testspiel seines TSV Mutlangen gegen den damaligen Regionalligisten VfR Mannheim. Auch war er in der 1. Amateurliga (damals dritthöchste Liga) beim VfR Aalen unter Schiedsrichter Rudolf Kreitlein, der bei der Weltmeisterschaft 1966 in England pfiff und der Erfinder der gelben und roten Karten war, als Assistent im Einsatz sowie in Heidenheim Linienrichter bei einem Freundschaftsspiel gegen Borussia Mönchengladbach. Zudem leitete er auch viele Frauenspiele und war dort Pionier. „Herr Schiedsrichter was ist das für ein Zeichen“, wurde er einmal von einer Spielerin gefragt, als er bei einem indirekten Freistoß den Arm hob. Auch bei Spielen der Bürgermeisterauswahl war er des Öfteren im Einsatz.
Zudem war er auch drei Jahre im Ausschuss der Gmünder Schiedsrichtergruppe unter den damaligen Obleuten Erich Bäder und dann Günter Glanert von 1972 bis 1975 als Schriftführer tätig.
Bis vor wenigen Jahren überwinterte er auf Teneriffa, besuchte aber ansonsten immer regelmäßig alle Schiedsrichter-Schulungen im Gasthaus Krone in Zimmern.
So hat er 2019 im 100-jährigen Jubiläumsjahr der Gmünder Schiedsrichtergruppe als 92-jähriger noch fünf Schulungen besucht, war bei Jubiläums-Gruppenfoto und dem Festabend. Nachdem durch die Corona-Pandemie im September und Oktober 2021 wieder Präsenzschulungen möglich waren, nahm er dort als 94-jähriger auch noch teil, was im Verbandsgebiet sicherlich einmalig ist.
Aufgrund seiner Verdienste und treue erhielt er folgende Ehrungen:
Ehrungen WFV-Fußballverband:
- SR-Ehrennadel in Gold 03.1979
- SR-Ehrennadel in Silber 03.1974
- SR-Ehrennadel in Bronze 11.1969
Ehrung Sportkreis Ostalb:
- Sportkreisverdienstmedaille 06.10.1989
Die Schiedsrichtergruppe Schwäbisch Gmünd verliert einen ehrlichen und gerechten sowie ganz besonders treuen Kameraden und sagt vielen Dank und „vergelt`s Gott“ für alles.
Unser Mitgefühl gilt seiner Frau und seinem Sohn mit Familie.